Sonntag – 29. Juli
Brasilianische Urgewalt und neue Glarner Spielfreude
Grosse Hitze, viele Zuschauer, hervorragendes Tennis – das TC Ried Open endete mit Siegen des brasilianischen Hünen João Souza, der Yann Marti entthronte, und der Neo-Glarnerin Amra Sadikovic.
Seit Januar trainiert Amra Sadikovic in Wangen SZ bei Jean-Claude Scherrer – und deshalb wohnt die 29-jährige Aargauerin seit einem Monat im „wunderschönen“ Bilten im Glarnerland. Die langjährige Schweizer Fed-Cup-Spielerin hatte in Wollerau also sozusagen ein Heimspiel.
Und dieses nutzte sie zu einem starken Auftritt. Im Halbfinal deklassierte Sadikovic die Deutsche Anna Klasen mit 6:2, 6:0 und im Final rang sie die topgesetzte Neuenburgerin Conny Perrin, als Nummer 138 der Weltrangliste die klar beste Spielerin in Wollerau, im Champions-Tiebreak mit 10:7 nieder. Die letzten beiden Punkte gewann sie dabei mit perfektem Service-Volley-Spiel. „Ich fühle mich halt einfach wohl hier“, meinte Sadikovic, die das TC Ried Open bereits 2015 einmal gewonnen hatte. Sie zeigte damit deutlich, dass auch sie fähig ist, wieder in die Weltranglistenpositionen vorzustossen, in denen sich Perrin bewegt.
Die zwei Jahre jüngere Spielerin aus La Chaux-de-Fonds hatte sich zuvor ohne Probleme für den Final qualifiziert. Am Samstag liess sie dabei auch der toll, aber etwas unglücklich kämpfenden Einsiedlerin Svenja Ochsner keine Chance.
Martis Handicap beim Service
Bei den Männern war gegen die krachenden Aufschläge des 1,93 m grossen Brasilianers João Souza kein Kraut gewachsen. Die Nummer 380 der ATP-Weltrangliste (und ehemalige Nummer 69) gab im gesamten Turnier keinen Satz ab, wurde vor allem im Final vom zweifachen Titelverteidiger Yann Marti hart gefordert. Der 20 cm kleinere Walliser packte alles aus, was ihn auszeichnet. Übersicht, Laufstärke und Einsatz reichten aber nicht, um das Manko beim Service wettzumachen.
Nach 1:53 Stunden spannendem und hochklassigem Tennis war es der Hüne aus Rio de Janeiro, der sich mit einem 6:3, 7:6 (7:2)-Sieg den Siegercheck über 7500 Franken und die Luxusuhr von Rado sicherte. „Es waren alle super nett hier“, schwärmte der 30-jährige Brasilianer und bedankte sich explizit bei den wie in den letzten Jahren zahlreich erschienenen Fans.
Tatsächlich hätte kaum etwas besser klappen können. An vier Tagen kamen rund 700 Zuschauer, das Wetter spielte mit Ausnahme einer 20-minütigen Regenunterbruch am Samstag mit und die Spieler zeigten ohne Ausnahme Fairplay. Glück im Unglück hatte Jonas Schär. Der Schweizer U18-Meister erkämpfte sich in der 1. Runde gegen Ivo Klec fünf Matchbälle – und musste doch noch als Verlierer vom Platz. Dafür wurde der Aargauer mit dem Pechvogel-Preis ausgezeichnet.
Resultate:
Männer. Final: João Souza (BRA/2/N1.5) s. Yann Marti (Venthône/8/N2.12) 6:3, 7:6 (7:2). – Halbfinals: Marti s. Robin Roshardt (Zürich/6/N1.10) 6:2, 0:6, 10:5. Souza s. Jaroslav Pospisil (CZE/5/N1.10) 6:2, 6:4.
Frauen. Final: Amra Sadikovic (Birr/N1.9) s. Conny Perrin (La Chaux-de-Fonds/1/N1.6) 6:4, 4:6, 10:7. – Halbfinals: Perrin s. Nicole Gadient (Adliswil/N3.35) 6:2, 6:4. Sadikovic s. Anna Klasen (GER/N2.24).
Strahlende Sieger und eine zufriedene neue Turnierdirektorin: (v.l.) Amra Sadikovic, Franziska Karner und João Souza.
Schiedsrichter im Synchron-Modus: die beiden Stuhlschiedsrichter Patrick Lickert (li.) und Arthur Gmünder.
Schweisstreibendes Wetter in Wollerau: Auch der brasilianische Turniersieger João Souza kam ins Schwitzen.
Perfektes Wetter und viel Arbeit für die Platzarbeiter.
Bilder: Bruno Füchslin
Samstag – 28. Juli
Die Wollerau – Spezialisten Roshardt und Marti brillieren
Von den ersten vier der Setzliste schaffte es am TC Ried Open nur einer in die Halbfinals: der Brasilianer João Souza. Die Erfolge von Yann Marti und Robin Roshardt sind aber keine wirklichen Überraschungen.
Bei erstmals bedecktem Himmel und sogar einem kurzen Regenunterbruch zeigte Robin Roshardt, der Turniersieger von 2007, 2010 und 2011, eine brillante Vorstellung. Mit 6:1, 6:4 deklassierte der ehemalige Junioren-Weltmeister den topgesetzten Ecuadorianer Gonzalo Escobar geradezu. Im Halbfinal trifft er am Sonntag auf den zweifachen Titelverteidiger Yann Marti. Der Walliser zeigte sich klar stärker als der als Nummer 3 gesetzten Luzerner Raphael Lustenberger.
Der 1,93 m grosse Brasilianer João Souza, die Nummer 380 der Welt, beeindruckte vor allem mit seinen krachenden Aufschlägen. Er gewann auf dem Court 1 eine unterhaltsame Partie gegen den Deutsch-Slowaken Ivo Klec nach je einem Break pro Satz. Im Halbfinal trifft er auf den 15 cm kleineren tschechischen Routinier Jaroslav Pospisil.
Am Samstag griffen auch die Frauen ins Geschehen ein. Die Einsiedler Lokalmatadorin Svenja Ochsner musste dabei gegen die topgesetzte Conny Perrin Lehrgeld zahlen. Trotz harter Gegenwehr und einigen umstrittenen Games gewann die 18-Jährige gegen die topgesetzte Neuenburgerin, als WTA-Nummer 138 die klar beste Spielerin im Erlenmoos, nur ein Game. Auch im Halbfinal gegen die Zürcherin Nicole Gadient ist Perrin klare Favoritin.
Ausgeglichener kündigt sich der zweite Halbfinal zwischen der Deutschen Anna Klasen und der Aargauerin Amra Sadikovic an. Die langjährige Schweizer Fed-Cup-Spielerin Sadikovic schaffte gegen die junge Luzernerin Kristina Milenkovic nach einem Einbruch im zweiten Satz erst im Match-Tiebreak die Entscheidung. Die Hamburgerin Klasen setzte sich in zwei umkämpften Sätzen gegen die als Nummer 2 gesetzte Belgierin Tamaryn Hendler durch.
Am Sonntag stehen in Wollerau die Halbfinals und Finals in beiden Kategorien im Programm. Den Auftakt machen um 11.00 Uhr die beiden Halbfinals der Frauen.
Resultate Samstag:
Männer. Viertelfinals: Robin Roshardt (Zürich/6/N1.10) s. Gonzalo Escobar (ECU/1/N1.5) 6:1, 6:4. João Souza (BRA/2/N1.5) s. Ivo Klec (N2.14/GER) 6:4, Yann Marti (Venthône/8/N2.12) s. Raphael Lustenberger (Luzern/3/N1.5) 6:3, 6:2. Jaroslav Pospisil (CZE/5/N1.10) s. Adrien Bossel (Fribourg/4/N1.9) 6:3, 6:4.
Frauen. Viertelfinals: Conny Perrin (La Chaux-de-Fonds/1/N1.6) s. Svenja Ochsner (Einsiedeln/N3.30) 6:0, 6:1. Anna Klasen (GER/N2.24) s. Tamaryn Hendler (BEL/2/N1.9) 7:6 (7:2), 6:4. Amra Sadikovic (Birr/N1.9) s. Kristina Milenkovic (Sursee/N3.32) 6:1, 1:6, 10:5. Nicole Gadient (Adliswil/N3.35) s. Sandy Marti (Venthône/N3.26) 3:6, 6:4, 10:5.
Stark gekämpft, aber letztlich ohne Chance gegen die topgesetzte Conny Perrin: die Einsiedler Lokalmatadorin Svenja Ochsner.
Eindrückliche Aufschläge: Der 1,93 m grosse Brasilianer João Souza erreichte souverän die Halbfinals.
Erneut zahlreiche Zuschauer im Erlenmoos: Beim Schweizer Duell zwischen Yann Marti und Raphael Lustenberger.
Freitag – 27. Juli
Die Top Shots wissen zu überzeugen
Sieben der acht Gesetzten wurden am Freitag ihrer Reputation gerecht. Raphael Lustenberger, Adrien Bossel und Jaroslav Pospisil mussten aber hart kämpfen.
Es war erneut sonnig und heiss im Erlenmoos, und auch einige der Favoriten kamen ganz schön ins Schwitzen. Der als Nummer 3 gesetzte Luzerner Raphael Lustenberger warf jedoch seine ganze Spielintelligenz und Ausdauer in die Waagschale und rang den Argentinier Alejo Prado in einem attraktiven Spiel auf dem Court 1 in drei Sätzen nieder.
Wie bereits am Donnerstag für beste Unterhaltung sorgte Alexander Sadecky, diesmal jedoch mit dem schlechteren Ende. Er gewann den ersten Satz gegen den ehemaligen Schweizer Davis-Cup-Spieler Adrien Bossel gleich mit 6:0, verlor dann aber den zweiten im Tiebreak und das Match-Tiebreak ebenfalls knapp 8:10. Mit dem gleichen Resultat setzte sich der als Nummer 5 gesetzte Tscheche Jaroslav Pospisil gegen den 18-jährigen Solothurner Mischa Lanz durch.
Einen überzeugenden ersten Auftritt hatten die drei Topfavoriten. Der Ecuadorianer Gonzalo Escobar verlor nur zwei Games, der Walliser Yann Marti, der in den letzten beiden Jahren in Wollerau triumphierte, drei und der Brasilianer João Souza sieben. Als einziger Gesetzter scheiterte der Franzose Franck Pepe am deutsch-slowakischen Routinier Ivo Klec.
Vom grossartigen Tennissport im Erlenmoos liessen sich im Übrigen nicht nur die zahlreichen Fans begeistern, sondern auch der Swiss-Tennis-Präsident René Stammbach.
Resultate Freitag:
Männer. Achtelfinals: Gonzalo Escobar (ECU/1/N1.5) s. Nico Borter (N3.35/Nidau) 6:2, 6:0. João Souza (BRA/2/N1.5) s. Ignasi Villacampa-Rosés (N2.24/Würenlingen) 6:3, 6:4. Raphael Lustenberger (Luzern/3/N1.5) s. Alejo Prado (N2.16/ARG) 2:6, 6:3, 10:5. Adrien Bossel (Fribourg/4/N1.9) s. Alexander Sadecky (N2.15/Adliswil) 0:6, 7:6 (7:4), 10:8. Jaroslav Pospisil (CZE/5/N1.10) s. Mischa Lanz (N3.34/Hägendorf) 6:1, 3:6, 10:8. Robin Roshardt (Zürich/6/N1.10) s. Arthur Neuhaus (N3.52/Courtételle) 6:4, 6:0. Ivo Klec (N2.14/GER) s. Franck Pepe (FRA/7/N1.10) 6:4, 6:0. Yann Marti (Venthône/8/N2.12) s. Leandro Portmann (N2.30/ARG) 6:2, 6:1.
Starker Auftakt: Titelverteidiger Yann Marti (re.) setzte sich im Achtelfinal souverän gegen den Argentinier Leandro Portmann durch.
Gern gesehener Gast: Swiss-Tennis-Präsident René Stammbach zu Besuch in Wollerau.
Donnerstag – 26. Juli
Grosser Kampf bei grosser Hitze
Bei grosser Hitze lieferten sich die Männer am TC Ried Open bereits einige grosse Kämpfe. Die favorisierten Ivo Klec und Alexander Sadecky mussten bereits drei Sätze lang beissen.
Die Männer – mit einem 24er-Tableau – starteten bei grosser Hitze bereits am Donnerstag ins Turnier, die Frauen beginnen am Samstag. Eine attraktive Partie zeigten am Eröffnungstag der italienische Linkshänder Manuel Mazzella und der Aargauer Alexander Sadecky. Der Champion von 2015 setzte sich aber im Match-Tiebreak nach gut eineinhalb Stunden doch noch durch. Sadecky trifft nun am Freitag auf den Schweizer Davis-Cup-Spieler Adrien Bossel, der vor kurzem seinen Rücktritt vom internationalen Tennis gab. Auch die übrigen Gesetzten greifen heute ins Geschehen ein.
Den Match des Tages lieferten sich aber Ivo Klec, der Beste der Nicht-Gesetzten, und Jonas Schär. Es war auch ein Duell der Generationen: der 37-jährige Deutsch-Tscheche gegen den fast 20 Jahre jüngeren Aargauer. Und am Ende war es der im Ranking 43 Positionen besser klassierte Routinier, der hauchdünn die Oberhand behielt. Klec wehrte im zweiten Satz fünf Matchbälle ab, dann holte der Sohn der Radiolegende Bernhard Schär im Tiebreak ein 0:4 auf, ehe er doch noch als Verlierer vom Platz musste. Die Gratulationen der Zuschauer waren ihm für seinen grossen Kampf aber sicher.
Resultate Donnerstag:
Männer. 1. Runde: Ivo Klec (N2.14/GER) s. Jonas Schär (N3.57/Oftringen) 3:6, 7:6 (8:6), 10:2. Alexander Sadecky (N2.15/Adliswil) s. Manuel Mazzella (N2.25/ITA) 4:6, 6:4, 10:5. Alejo Prado (N2.16/FRA) s. Stefan Fiacan (N3.44/Thônex) 6:1, 6:1. Ignasi Villacampa-Rosés (N2.24/Würenlingen) s. Pedro Salas (N3.34/Herrliberg) 6:0, 6:3. Nico Borter (N3.35/Nidau) s. Daniel Valent (N2.30/Adliswil) 7:6 (8:6), 6:3. Leandro Portmann (N2.30/ARG) s. Keivon Tabrizi (N3.42/Moutier) 0:6, 7:6 (7:2), 10:2. Mischa Lanz (N3.34/Hägendorf) s. Gian-Luca Tanner (N4.85/Chur) 6:2, 7:6 (7:4). Arthur Neuhaus (N3.52/Courtételle) s. Timo Lanz (N3.65/Hägendorf) 6:2, 6:4.
In drei Sätzen weiter: der ehemalige Ried-Champion Alexander Sadecky
Willkommene Abkühlung für den heissen Sand:Platzwart Fritz Looser in Aktion.
Bilder Bruno Füchslin